Der Anfang, oder wie Dolf zu mir kam

Oldtimer war nie ein Thema für mich.
Sie sind empfindlich, teuer im Unterhalt, nicht alltagstauglich, man musste selber schrauben können und natürlich Ahnung haben. Viele gute Gründe um mir keinen Oldtimer zu kaufen.

Na gut, ein alter Mustang oder eine Corvette Stingray gefielen mir schon, aber die obigen Gründe und mein Verstand sagten mir "tu es nicht"." Selbst als Paul zu uns kam, hielt sich mein Interesse an Oldtimern in Grenzen. Schön ist er ja und auch alltagstauglich, aber die Kosten ...

Nach einiger Zeit begleitete ich Sabine dann doch auf das ein oder andere Oldtimer-Treffen und fand dann doch (endlich wie Sabine meint) Gefallen an Oldtimern. Damit tat sich eine grundlegende Frage auf. Für welchen Oldtimer sollte ich mich endscheiden? Mercedes, was gefällt ist zu teuer, der Rest naja. Amis, wenn ich nur an den Spritverbrauch und die Parkplatzsuche denke, nein danke.
Exoten, klar ein Blickfang auf Oldtimertreffen, aber der Preis ist meist hoch und Ersatzteillage zu gering. Zusammenfassend also gar nicht so einfach, den richtigen Oldtimer für mich zu finden.

Nun musste Plan B her, um das "richtige" Auto zu finden. Ich nahm, trotz Computer-Zeitalter, Zettel und Stift und schrieb auf, welche Eigenschaften mir wichtig waren.

  1. der Preis, ich setzte mir ein Limit
  2. die Alltagstauglich
  3. ein Kombi wäre klasse
  4. eine gute Ersatzteillage
  5. er sollte als Oldtimer zu erkennen sein
  6. keine großen Restaurationsarbeiten mehr nötig
  7. er muss mir gefallen ;-)

Als eingefleischter Volvo-Fahrer und da schon ein Typ3 in der Familie war, legte ich mein Augenmerk zunächst auf Volvo. Die Auswahl ist groß, die Ersatzteillage gut und der Preis ist im Limit. Da wir schon einen Volvo 940 Kombi (Youngtimer Baujahr 1991) als Alltagswagen nutzen, viel meine Wahl auf den Volvo P210 Duett. Nach langem Suchen musste ich feststellen, das dieser Wagen nur in zwei Kategorien angeboten wird. Entweder guter Zustand aber jenseits meines Limits, oder im Limit aber erst fahrbar nach Vollrestauration.

Doch in der Luftgekühlten Szene gab es auch noch zwei Kandidaten. Den Typ4 oder den Typ3, beide als Variant zu haben. Der Typ4 ist ein schönes Auto, hat mehr PS als der Typ3 und erfüllt viele Anforderungen die ich mir gewünscht habe. Der Typ3 ist ein schönes Auto, hat etwas weniger PS als der Typ4, erfüllt aber alle meine Anforderungen. Außerdem hat Sabine inzwischen ein kleines Ersatzteillager aufgebaut, auf welches ich zugreifen kann, wenn ich lieb bin

Juhu, endlich war mein Oldtimer gefunden. Naja, zumindestens theoretisch. Also machte ich mich auf die Suche nach meinem VW 1600 Typ3 Variant. Es floss viel Wasser den Rhein hinunter, doch ich hatte immer noch nichts passendes gefunden. Angebote gab es genug, doch wer zu lange überlegt, guckt am Ende in die Röhre.

Im Mai 2013 (glaube ich) kaufte Sabine dann Stoßstangen für Paul in Mülheim am Main. Da wir im September im Schwarzwald Urlaub gemacht haben, einigte man sich auf Abholung der Stoßstangen auf dem Rückweg aus dem Urlaub. Gesagt, getan, wir fuhren also auf dem Rückweg über Mülheim um die Stoßstangen abzuholen (Volvo sei Dank). Sabine ging rein und ich genoss meine Zigarette vor der Tür. Plötzlich winkt Sabine hektisch ich solle unbedingt rein kommen. Noch einen Zug an der Zigarette und rein. "Der Herr hat das, was du haben willst" sagte sie. "Hä, ich will doch nichts haben und draußen stehen nur Käfer." erwiderte ich. "Doch, hier steht ein Variant zum Verkauf." Nun wurde ich hellhörig. Was denn für ein Variant? Der Verkäufer sagte " 73er Vari, 54 PS, beige, N-Modell, 1. Hand, sehr wenig Rost und soll fertig ca. xxxx Euro kosten". Oh ja, sehen wollen. Geht nicht, steht gerade beim Lakierer, aber ist in 14 Tagen spätestens Ende Oktober wieder hier und kann besichtigt werden. Nun gut, man kann nicht alles haben. Aber da ich noch in bester Urlaubslaune war, bekundete ich mein starkes Interesse und er soll sich melden, sobald der Wagen wieder da ist. Ein paar Fotos vom Wagen hatte er gemacht und sie uns per Mail zugeschickt.

Dann kamen die Bilder.

Als ich die Bilder sah, kamen mir ernste Zweifel ob das wirklich mein Auto wird. Das soll beige sein? Wie sieht der denn von vorne aus. Nach langem Warten und vielen Telefonaten und Vertröstungen kam dann am 18.12.2013 endlich die Nachricht das der Wagen jetzt da ist. Wenn wir ihn dieses Jahr noch sehen wollten, müßten wir aber bis zum 20.12.2013 kommen, sonst erst wieder ab dem 6.1.2014. Ach ja, wenn wir noch Kaufinteresse haben, sollten wir gleich eine Anzahlung mitbringen. Oh, wie ich Termindruck und Stress hasse. Aber ich (wir) wollen uns den Wagen ja anschauen. Das nächste Problem, der Volvo stand zur Wartung in der Werkstatt. Nun musste das Auto der Schwiegereltern herhalten. Mit highspeed über die Bahn (irgendwie hatte der Tank ein Loch) kamen wir pünktlich an. Der Wagen stand schon auf der Bühne, und konnte somit umfassend begutachtet werden. Ergebnis: keine großen Beanstandungen durch uns Laien.

Damit war klar, das ist mein neuer Oldtimer. Natürlich hatten wir schon vorsorglich ein paar Anbauteile wie Nebelscheinwerfer, Nebelschlußleuchte, Radio und Antenne mitgebracht um den Vari sinnvoll zu pimpen. Ein großer Schönheitfehler war die verrostete und verbeulte Frontstoßstange. Hier musste unbeding Ersatz her. Leichter gesagt als getan. Hintere Stoßstangen liegen im Keller aber gute Vordere sind schwer zu bekommen. Hier half Kollege Zufall. Im bugnet habe ich eine Anzeige für Felgen gefunden, angemailt und nebenbei gefragt ob er eine vordere Stoßstange und eine AHK hat (Sabine sagt sonst ist es kein richtiger Variant). Volltreffer! Eine gut erhaltene Stoßstange zum guten Preis und eine AHK incl. Bleche. Da habe ich sofort zugeschlagen. Leider blieben die Felgen auf der Strecke (hat mein Konto gesagt) Am 10. Januar gekauft und am 11. zur sofortigen Montage nach Mühlheim gebracht.

Am 22. Januar kam dann der Anruf das der Wagen am Samstag abgeholt werden kann. Toll, endlich, doch was sagt der Wetterbericht? Schnee möglich, oh Gott. Alle Hebel in Bewegung gesetzt und noch schnell Winterreifen besorgt (wieder nicht eingeplante Kosten) und der Abholung sollte nichts mehr im Wege stehen. Nun ja, der Teufel steckt halt im Detail. Am 23. Januar kam Abends der Anruf, es gibt Probleme bei der Zulassung. Da es keinen Originalbrief und keine Unterlagen für den Wagen gibt dauert das den behördlichen Zeitraum bis ein neuer Brief da ist und ich das Auto endlich auf mich zulassen kann. Also mussten Kurzkennzeichen her, was natürlich auch nicht problemlos klappte, um den Wagen überführen zu können.

Die Überführung verlief reibungslos. Dolf schnurrte wie ein Kätzchen, muss aber noch mal eingestellt werden. Ach ja, es hatte natürlich nicht geschneit und die Fahrbahn war trocken. Nun steht er in der Tiefgarage und wartet auf die Zulassung.