Der Stadtlieferwagen

Der VW Typ 3 als Lieferwagen -Fragmente einer Legende

Habt ihr schon mal einen „live“ gesehen? Einen Lieferwagen auf Typ 3-Basis, meine ich.

Eins ist mal sicher: Die Dinger sind richtig selten.
Ein paar Infos habe ich mal zusammen getragen. Vielleicht kann einer von euch sein Wissen über die Dinger in die nächste Ausgabe des DGV dazu packen? Der VW Typ 3 Variant wurde ab dem Sommer 1963, als ab Modelljahr 1964 gebaut. Er wurde ausschließlich als „N“-Version angeboten. Das bedeutet, dass er als Kurzschnauzer die flachen Lampen, keine Stoßstangenhörner oder Zierleisten, lackierte kurze Katzenaugenhalter, keine Uhr etc. pp. Hatte. Es gab ihn ab Werk nur mit dem 45 PS-Motor. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass diverse „M“-Ausstattungen auch an ihm möglich waren und somit auch Autos mit 54 PS ausgeliefert worden sind – nur als ein Beispiel.
Produziert worden ist er bis 1973. Im Innenraum gab es zwei Versionen: einmal mit Rückbank zum Preis des Variant „N“ mit Fenstern oder aber mit einfacher Ladebordwand zu den Vordersitzen und glatter Ladefläche für etwas weniger Geld.

Der Lieferwagen konnte mit erhöhter Nutzlast (also mit Ausgleichsfeder) geordert werden. Bis zum Schluss gab es ihn als Pendelachser, wobei bei der „M“-Theorie auch 54 PS und Schräglenker möglich scheinen (bei den späten Modellen). Aber wie gesagt: Das ist nur meine Vermutung. Wie ist das jetzt aber vor sich gegangen mit der Stadtlieferwagen-Produktion? Der Lieferwagen, oder auch „Panel Van“ ist in alle Länder exportiert worden, in denen man VWs kaufen konnte. Zumindest sind Exemplare in Japan, Australien, England und Dänemark bekannt. Selbst auf Zypern ist mindestens einer rumgefahren. Man konnte den Lieferwagen im Werk ordern. Nun könnte man meinen, dass die Jungs bei VW die Fenster hinten einfach nicht ausgestanzt haben.

Nach allem, was ich weiß, war es aber nicht so.
Die Seitenteile sind immer als einzelne Bleche eingeschweißt worden. Augenscheinlich haben sie sich nie verändert. Alle Fotos, die solche Autos zeigen, beweisen eindeutig die einmal abgesetzten Bleche mit vier senkrecht stehenden Lüftungsschlitzen an den hinteren Blechen zur Zwangsentlüftung. Neben den Werks-Lieferwagen hat es offensichtlich auch Umbausätze gegeben, die von VW an die Händler in aller Welt geliefert worden sind. Der Umbausatz bestand lediglich aus den vier Blechen für die Fenster. Deshalb ist vorstellbar, dass auch ganz normale Variants aller möglichen Ausstattungsvarianten nachträglich zum Lieferwagen mutierten. Dementsprechend kann man heute kaum nachhalten, was nun ein Lieferwagen ab Werk, und was ein nachgerüsteter ist.

Wahrscheinlich bringt da erst eine Anfrage im VW-Museum jeweils Klarheit. In „Die großen Volkswagen“ von Mayer-Stein wird noch ein Einzelstück für Dänemark erwähnt, dass eine durchgehende Blechwand hat. Was aus dem Ding geworden ist? Keine Ahnung! Bei anderen wiederum weiß ich zumindest ein bisschen. In Deutschland ist der Lieferwagen mal von Coca Cola eingesetzt worden. Zumindest ist einem Clubmitglied so ein Wagen mal angeboten worden – völlig verrostet und das irgendwann so um 1983. Der wusste damals nicht, was das ist und hat den Langschnauzer nicht genommen, weil er damals einen Kurzschnauzer als Limo gefahren hat. Schade auch.
Einen weiteren Wagen kenne ich in Australien. Der gehört Aaron Britcher und ist richtig gut aber nicht ganz original restauriert. Der Wagen hat einen 2276 Kubik Typ 1-Motor mit Einspritzung und BRM-Felgen. Er ist glänzend schwarz lackiert und seit 2002 wieder auf der Straße. Ein wunderschöner Wagen, von dem ihr hier einige Bilder seht.
Nummer Zwei habe ich 2003 auf dem VW Euro-Treffen in den Niederlanden gesehen. Das Ding war grün, ziemlich zusammen gefrickelt und kam aus Dänemark. Da konnte ich zum ersten Mal sehen, wie die Fenster hinten „dicht gemacht“ worden sind: Einfach Bleche von innen rein, mit kurzen Schweißwürsten festgemacht, von außen etwas Dichtmasse drauf – fertig.

Ob das aber nun nachträglich gemacht worden ist oder nicht – keine Ahnung. Wahrscheinlich umgerüstet worden ist ein 63er Vari aus England. Er steht dort zum Verkauf, ist aber ein Linkslenker, der ursprünglich auf Zypern gelaufen ist. Hier sind nur die hintersten Fenster mit Blechplatten zugeschweißt worden. Die vorderen Blechplatten liegen angeblich noch mit im Wagen. Allerdings könnte es auch sein, dass erst die Bleche drin waren und dann die Fenster kamen. Da ist sich der Besitzer nicht ganz sicher.
Der Vari hat die Rahmennummer 242067 und die Motornummer 288131. Der Wagen ist ein echter „N“ ohne die Sprungfeder vorn an der Haube. Leider waren die Preisvorstellungen des Besitzers Mark Yates ein wenig hoch gegriffen für einen Wagen, an dem noch eine Menge zu tun sein dürfte, bis er wieder richtig gut da steht. Er möchte 4500 Pfund für den Wagen, über 6000 Euro. Das habe ich leider nicht so einfach rumliegen, sonst hätte ich noch schwach werden können – und jede Menge Ärger mit meiner Freundin gekriegt. So viel für den Moment über Stadtlieferwagen.

Wie gesagt: Wer mehr weiß: Immer her damit! Im nächsten „Großen Volkswagen“ sind gewiss noch ein paar Seiten frei. Alles was ich hab ist der Mayer-Stein, meine Fotos die „Gute fahrt“ und eine Prospekt von Dirk.

Also, was habt ihr noch so in euren Archiven????

Thorsten Elbrigmann

Lieferwagen-Update

In einer der vergangenen Ausgaben unserer Clubzeitung hatte ich euch ja versprochen, dass ich mich melde, wenn ich was Neues über den Typ 3-Stadtlieferwagen in Erfahrung gebracht habe. Unser Technischer Referent hat mir dazu einen Link geschickt. Es ist eine japanische Page gewesen. Dementsprechend schwierig war das Entziffern. Immerhin stand da ein wenig auf Englisch.
Bei dem Link handelt es sich um Informationen über die beiden „japanischen“ Panel-Vans, die mir schon länger gerüchteweise bekannt waren. Ich habe unserem Clubzeitungs-Macher Bastian auch Fotos mitgegeben, die allerdings in der Auflösung nicht so dolle sind. Ich hoffe, ihr könnt was erkennen.

Aber nun zu den Autos. Beide Wagen gehören der Firma TOA International (www.toajp.com), einem japanischen VW Teilehändler, ähnlich wie hier etwa CSP oder Volkswarenhaus. Der Wagen mit vier Blechwänden ist ein 1968 gebauter Linkslenker. TOA gibt an, dass die Fenster so original seien (M265 als Ausstattung), also nicht nachträglich eingeschweißt. Die Bügel-Stoßstangen sind später montiert worden. Der zweite ist ein 65er Rechtslenker aus Australien und irgendwann nach Japan gekommen. Interessanterweise hat auch er nur zwei Blechwände eingeschweißt, ähnlich wie der Rechtslenker, den ich euch in der vergangenen Ausgabe gezeigt habe. Aufgefallen ist mir noch, dass der Wagen die „S“-, bzw. „L“-Rückleuchten hat und dazu noch ein nach rechts geschwungenes Endrohr des Auspuffs. Vielleicht, weil es ein Rechtslenker ist. Da hab ich mal wieder keine Ahnung. Der 65er steht übrigens zum Verkauf.

TOA geht davon aus, dass es weltweit nur noch fünf Stadtlieferwagen gibt. Zählen wir mal durch: Diese zwei in Japan, zwei in Australien, davon einer bei Aaron Britcher in Adelaide (vgl. DGV 1/2003 und 4/2005), einer in Dänemark und einer in England (vgl. jeweils DGV 4/2005). Damit kennen wir nun schon mal sechs. Und da ich Optimist bin, denke ich, dass da einen schönen Tages auch noch weitere auftauchen – und dazu noch ein originales Cabrio. Aber lassen wir das. Soweit der Stand der Dinge.

Thorsten Elbrigmann